Es hat mich schon immer etwas nervöser werden lassen, wenn ich alleine reise. Mit meinem Ex-Freund hatte ich ein Back-Up. Er war der Coole, ich die Chaotin. Immerhin ein System, mit dem man arbeiten konnte. Und ich war sehr dankbar, wenn er meine Tüdeligkeit ausbügelte und meine aufkommende Panik gelassen weglächelte. Es ging ja letztlich immer alles gut. Allerdings oftmals dank seiner Ruhe im Sturm.
Als ich danach erstmals und noch dazu alleine nach Istanbul flog, hatte ich null Angst vor meinem Ziel – nur vor mir selbst. Es war keine Pauschal-Buchung, ich musste mich selbst durch die asiatische Seite der Stadt wurschteln, in der ich mir bewusst ein Hostel statt eines Hotels ausgesucht hatte, weil ich die Individualität und den Kontakt mit anderen suchte. Es wurde eine meiner tollsten Reisen und ich kehrte noch mehrfach zurück. Vielleicht schreibe ich davon auch mal.
Doch dieses Mal war mein Ziel der Iran. Ein Land über das ich wenig mehr wusste als das, was ich gelesen und gehört hatte. Immerhin erwartete mich dieses Mal jemand vor Ort. Trotzdem war ich enorm nervös. Elaheh kannte ich nur durch eine ca. 1,5 Stunden Unterhaltung in einem Istanbuler Restaurant und wechselhaft intensiven Schriftwechseln via Internet. Gemessen an meiner ersten Aufregung, lediglich die Millionen-Metropole eines beliebten Urlaubslandes alleine zu besuchen, bedeutete Teheran durchaus ein neues Abenteuer. Auch dieses Mal richtete sich meine latente Besorgnis nicht auf das Land, sondern darauf, wie ich mit der Konsequenz meines Handelns vor Ort so klarkomme. Stellte ich mir alles zu einfach vor?
Nein! 😉
Ich beschreibe meine Gefühlslage deswegen so detailliert, weil ich mir denke kann, dass sich vielleicht einige unter euch zu wenig zutrauen oder negative Vorstellungen haben. Alleine zu reisen ist eine tolle Erfahrung! Erst recht, wenn man einer ganz anderen Kultur begegnet. Das unmittelbare Erlebnis ist unvergleichlich bereichernd. Ohne den Einsatz meiner liebsten Elaheh schmälern zu wollen: Selbst wenn sie nicht da gewesen wäre, hätte mich der Iran verzaubert und vielleicht hätte ich sogar noch viel mehr Unterhaltungen geführt, wenn eben niemand da gewesen wäre, der Farsi spricht. Denn wer will im Zweifel versackte Englisch-Kenntnisse abrufen oder sich mit Händen & Füßen behelfen, wenn man in der Muttersprache reden kann.
Trotzdem war es natürlich ein ganz großes Glück, dass einem jemand sein Land so unheimlich gerne zeigen möchte, wie es Elaheh am Herzen lag.
Ich hatte teils befremdliche Erfahrungen hinter mir, die sogar bereits am Hamburger Flughafen begannen, ehe ich ihr Gesicht nach meiner Ankunft durch die Glasscheibe entdeckte. Ein halbes Jahr lag zwischen diesem Moment und unserem Kennenlernen in Istanbul. Doch kaum, dass sie mich sah, breitete sich ein Strahlen über ihrem Gesicht aus und wir fielen uns gleich alten Freunden in die Arme.
Wie selbstverständlich zogen wir los und ihre Mutter fuhr das Auto vor. Auch sie herzte mich gründlich. Und dann saßen drei Frauen zusammen, die sich in einem wilden Mix aus Englisch, Türkisch, Deutsch und Farsi unterhielten. Elahehs Mama kann ein bisschen Türkisch, weil sie deren Soaps so gerne guckt und ich, weil ich mal anfing, es zu lernen. Wer hätte gedacht, dass mir das eines Tages im Iran helfen würde!
Es wurde viel gelacht. Ich war gefühlt angekommen … und lernte Elaheh kennen.