Abreisetag nach Schiraz
Es ist 6 Uhr morgens, als der Wecker klingelt. Mein Körper kommt mit der durchschnittlichen Schlafdauer von vier Stunden dieser Tage erstaunlich gut klar. Einzig der Smog Teherans vom Vortag macht mir noch zu schaffen. In meinem Kopf haben sich kleine Hämmerchen eingenistet. Aber die Vorfreude auf Schiraz überwiegt. Und da sich die Wolken verzogen haben, ist die Luft heute auch schon wesentlich klarer. Auf dem Weg zum Internal Airport sehe ich die Berge im Norden erstmals etwas deutlicher.
Das weibliche Sicherheitspersonal am Eingang des Internal Airport stellt sich als robuste Instanz heraus. Wie man es von vielen anderen Flughäfen auch kennt, wird direkt beim Eintritt ein Check durchgeführt. Das Gepäck wandert auf das Rollband und die Fluggäste müssen durch die Sicherheitskontrolle. Einzig anders in Teheran: Die Frauen werden durch einen gesonderten Bereich geleitet, der sichtgeschützt ist. Und hier wird der Körper-Check sehr ernst genommen! Zack, packt die Beamtin ihre Hände auf meine Brüste und ich guck leicht erschrocken an mir runter. Was vermutet sie in meinem BH? Mir liegt schon etwas auf den Lippen, aber als ich in ihr Gesicht blicke, sehe ich da keinen guten Resonanzboden für Scherze. Also nehme ich das Prozedere lieber unkommentiert hin.
Der Flug hat Verspätung und während des Wartens werden unsere Äuglein etwas kleiner. Doch an Schlafen ist im Flieger nicht zu denken. Diverse Babys brüllen sich ihre armen Seelen aus dem Leib und ich zwacke nach Leibeskräften etwas Mitleid für sie ab, obwohl sich die Audio-Frequenz gar nicht gut mit meinen Kopfschmerzen verträgt.
Ankunft in Schiraz
Schließlich angekommen nehmen wir uns ein Taxi zum Hotel und ich sauge neugierig die neue Umgebung auf.
Schiraz ist die Hauptstadt der Südprovinz Fars und liegt ca. 700 km südlich von Teheran im Zagrosgebirge. Das Klima ist hier milder als im Norden, doch die Höhe von ca. 1500 Metern über den Meeresspiegel kann durchaus Einfluss auf das körperliche Befinden nehmen, wenn man es nicht gewohnt ist. Zusammen genommen mit der niedrigen Luftfeuchtigkeit empfiehlt sich daher, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Das werde ich noch zu spüren bekommen. Aktuell sind es allerdings eher die Nachzügler meiner durch Baby-Kehlen am Leben gehaltenen Kopfhämmerchen, die mich suboptimal für die ganz neuen klimatischen Verhältnisse präparieren.
Kaum, dass wir ins Stadtinnere gelangen, bietet sich das gleiche Bild wie in Teheran auf den Straßen – ein wohlgeordnetes Chaos, das seinen eigenen Regeln gehorcht. Es funktioniert einfach. Wer vorbei will, hupt und der andere macht Platz. Aggression Fehlanzeige. Die Hupen sind hier Kommunikationsmittel.
Unser Hotel in Schiraz
Im Hotel erwartet uns ein Zimmer, das jeden Traum in Blau in den Schatten stellt! Das Motto wird so gnadenlos durchgezogen, dass selbst der Kühlschrank eine tragende Rolle erhält.
Der Ausblick vom Fenster stimmt mich ein auf eine neue Welt, die es hier zu entdecken gilt. Schiraz hat seinen ganz eigenen Zauber, der von einer ruhigen und entspannten Atmosphäre umgeben ist.
Wir machen uns etwas frisch und ziehen direkt los – es gibt viel zu entdecken!
Kulinarische Genüsse und kleine Klischees
Zuallererst sind es unsere Mägen, die ganz dringend Energie einfordern, um für den weiteren Tag gerüstet zu sein. Natürlich hat sich Elaheh vorher schlau gemacht und so müssen wir nicht lange suchen, um sensationell leckeres Essen zu finden. Es ist ein eher verstecktes Lokal in der Nähe des Bazars, das uns anlockt. Vorher wollen wir eigentlich gerne eine Runde durch die Verkaufsstände machen, doch irgendwie scheinen alle geschlossen zu haben. Wir sind bereits etwas verunsichert, ob es an der Winter-Saison liegen mag, aber weit gefehlt – vielmehr begegnen wir dem Klischee der Stadt. Ich hatte es bereits in einem vorherigen Beitrag erwähnt: Den Menschen in Schiraz wird nachgesagt, dass ihre Priorität eher dem Genuss und der Lebensqualität gilt, statt Arbeit als Lebensinhalt zu sehen. Und genau so erleben wir es. Die Bazar-Stände machen über viele Stunden dicht und öffnen erst gegen 17 Uhr wieder ihre Tore, dafür dann aber auch bis in den späten Abend hinein. In der Zwischenzeit (und danach) kann man sich kulinarischen Genüssen hingeben, die musikalisch begleitet werden.
Wir haben die große Auswahl am Buffet und an zusätzlichen Gerichten, die uns serviert werden. Als nette kleine Ausnahme darf nur einer von uns die Buffet-Option (also ich) wählen, um alles ausprobieren zu können. Das große Plus: Alle Fleischgerichte stammen aus Bio-Haltung, wofür dieses Restaurant bekannt ist. Und die Reste werden ganz selbstverständlich eingepackt. Diese Option wird fast nicht gesondert abgefragt, sondern gehört zur Routine im Iran.
Kaum zu glauben, dass wir uns danach noch bewegen können, aber es geht. 😉
Als Nächstes nehme ich euch mit auf unsere wunderbare Bazar-Tour, inklusive einer besonderen Begegnung, die unsere weitere Reise beeinflussen wird … !